Empfehlungen:
Jede Performance verlangt nach spezifischen Dokumentationsformen, die sich an den medialen Charakteristika der Performance orientieren. Eine visuell ausgerichtete Performance sollte demnach anders dokumentiert werden als eine akustisch ausgerichtete.
Die sorgfältige Planung und Organisation der technischen Aufzeichnungen verhindert Missverständnisse und Enttäuschungen.
Künstler/innen sollen für die nachträgliche Repräsentation ihrer Ideen selbst Verantwortung übernehmen und dementsprechend in die Planung der Dokumentation einbezogen werden.
Dokumentierende müssen von Künstler/innen und Veranstalter/innen im Voraus über Dramaturgie und Dauer sowie über die bespielten Orte informiert werden.
Auch künstlerische Dokumentationsformen sollten den situativen Kontext transparent machen.
Künstler/innen, Dokumentierende und Theoretiker/innen sollten ihre Funktion und ihre eigene Autorposition reflektieren, die sich bei der Herstellung eines Artefakts mit in die Arbeit einschreibt. Deshalb sollte die Autorschaft transparent gemacht und mit den Performancekünstler/innen abgesprochen werden.
Die Wahl der Artefakte und ihre Aussageleistungen haben sich im Lauf der letzten Jahrzehnte verändert. Es geht heute nicht mehr nur darum, durch die verwendeten Medien Authentizität im Sinn von Wahrheit herzustellen. Vielmehr sollen die vielfältigen Zugänge Wissen und Informationen übermitteln, die zwar immer fragmentarisch sind und doch im Zusammenwirken ein Verständnis der Performance konstituieren. Der kontextuelle Aspekt ist dabei immer mit zu berücksichtigen, denn er bestimmt den Informationsgehalt eines Artefakts. Aber auch affektive Eigenschaften einer Performance lassen sich über bestimmte Artefakte übermitteln, ohne dabei in die Authentizitätsfalle zu geraten; dies gilt insbesondere für Formen der künstlerischen Weiter- oder Überschreibung. Da die Aussagekraft eines einzelnen Artefakts begrenzt ist, soll der Herstellung von verschiedenen Artefakten in Zukunft eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Mit jedem Artefakt sind mehrere Autorschaften verbunden. Dies gilt auch für scheinbar objektiv-dokumentarische Videoaufzeichnungen oder Schnappschüsse. Die Auseinandersetzung darüber, was ein zukünftiges Artefakt leisten soll, hilft beim gezielten Einsatz der Dokumentationsmedien.